Meine Zeit in Ghana war mit die schönste und aufregendste Zeit in meinem Leben und ich kann nur jedem empfehlen dort hinzugehen und seine eigenen Erfahrungen zu machen.
Am Flughafen in Accra angekommen stand mir der erste Kulturschock bevor. Die völlig schwüle, staubige Luft, und die enorme Geräuschkulisse waren enorm. Nachdem ich dann endlich durch die vielen Sicherheitskontrollen durch war, habe ich sofort jemanden gesehen, der ein Schild mit dem Namen meiner Organisation hochhielt. In einem Taxi, das hier in Deutschland wohl schon längst keinen TÜV mehr bekommen hätte, ging es dann ca. eine Stunde lang zum Hotel der Organisation. Dort angekommen war ich ziemlich mir selbst überlassen. Nach einem Essen ging es dann schlafen. Es hieß, dass ich am nächsten Morgen zum Frühstück hochkommen sollte und dann alles weitere besprochen würde. Als ich nach der Uhrzeit gefragt habe, habe ich einen ersten Einblick in die ghanaische Kultur bekommen. Ich solle einfach kommen, sobald ich ausgeschlafen habe. Uhrzeiten wären hier nicht so wichtig.
Abends wurde mir noch eine Tüte gefüllt mit Wasser in die Hand gedrückt. Das ist dort das normale Gefäß für Wasser. Man beißt, man lernt es schnell! ;) Um 5 Uhr morgens hat mich dann tatsächlich das Krähen der vielen Hähne, die Gesänge (oder das Schreien?) aus den Kirchen und der alltägliche Lärm auf den Straßen geweckt. Ausschlafen in Ghana ist tatsächlich unmöglich. ;)
Mein Einführungsseminar bestand aus ausgiebigen Gesprächen mit meiner sehr lieben Mentorin. Mit ihr bin ich auch in die Stadt gefahren - da ging der Kulturschock weiter. Die vielen „Obruni“-Schreie auf den Straßen haben mich die gesamten 2 Monate begleitet. Obruni bedeutet „Weißer“ und ist der Rufname für eine weiße Person, deren Namen du noch nicht kennst. In der Stadt habe ich mir eine Simkarte besorgt. Ich war froh, dass ich mein Smartphone zusätzlich zu meinem alten Handy mitgenommen habe, da ich mir für 50 ct eine zweite SIM-Karte gekauft habe und für monatlich 4€ 1,5 GB Internet auf meinem Smartphone hatte. So musste ich nicht abends im Dunkeln durch die Straßen zum Internetcafé laufen, sondern hatte alles bequem auf meinem Handy und zuhause.
Nach ein paar Tagen ging es dann in die Gastfamilie. Dazu bin ich zum ersten Mal in das meistbenutzte und billligste Verkehrsmittel in Ghana gestiegen, das Trotro. Das sind umgebaute Kleinbusse, in die viel zu viele Menschen reingequetscht werden. Am Anfang fand ich die Fahrten schrecklich. Es war nicht nur viel zu eng, sondern durch die vielen Schlaglöcher wurden Beine und Kopf ständig gegen das harte Metall geschleudert. Aber man gewöhnt sich an alles. Irgendwann hat man den Dreh raus, sich im richtigen Moment festzuhalten oder in eine bestimmte Richtung zu lehnen. Inzwischen vermisse ich das Trotro fahren sogar. Man kann dort so schön die Gegend betrachten!
Zu den Verkehrsmitteln in Ghana ist außerdem zu sagen, dass man tagsüber damit wirklich überall hinkommt. Ich glaube, man ist in Ghana niemals aufgeschmissen und weiß nichtmehr, in welche Richtung es jetzt weitergeht. Solange man den Zielort weiß, kann man an Trotro-Stationen alle Menschen fragen, wohin man gehen soll. Außerdem habe ich mich in Ghana, solange ich tagsüber unterwegs war(!), immer sicher gefühlt. Straßensperren oder andere Überfälle kommen dort eigentlich nur nachts vor. Ich selbst habe eigentlich keine kritische Situation erlebt. Ghanaer sind die Ruhe selbst.
Angekommen in der Gastfamilie sollte ich erst einmal 2 Tage warten, bis ich mit der Arbeit beginne, damit ich mich an alles gewöhnen und (ganz wichtig in den Augen der Ghanaer!) mich ausruhen konnte. Das war eine Einstellung, die die Menschen dort auch selbst sehr pflegen. Wenn Ghanaer nicht ausgeruht sind, gehen die meisten einfach nicht zur Arbeit. Mein Zimmer war riesengroß und ich hatte ein eigenes Doppeltbett. Die Matratze war komplett durchgelegen, aber es war trotzdem ein sehr luxuriöses Zimmer, was das Bett anbelangt. In einem Anbau waren Dusche und WC. Wobei das WC ein Plumpsklo war (man lernt ganz schnell, nur dann aufs Klo zu gehen, wenn es nicht mehr anders geht!!) und die Dusche nur eine Kabine war, deren Tür mir bis zum Hals ging. Ich habe also meinen Eimer Wasser mit in die Kabine genommen, und mir mit einem kleinen Eimerchen Wasser übergeschöpft. Das war wirklich schön! Das eiskalte Wasser bei der Hitze kann richtig gut tun ;)
Obwohl ich in der Regenzeit in Ghana war, hat meistens die Sonne geschienen. Es kommt ungefähr einmal am Tag ein heftiger Regenschauer, aber danach wird es wieder trocken und heiß. Mich hat die Regenzeit eigentlich nicht gestört – im Gegenteil! Es war viel mehr eine angenehme Erfrischung bei der dauerhaften Hitze. Meine Gastfamilie bestand aus meiner Gastmutter, 2 deutschen Freiwilligen, die ein ganzes Jahr in Ghana verbracht haben, meinem Gastvater, der meistens geschäftlich unterwegs war, meiner 20-jährigen Gastschwester, die in Kumasi studiert hat (also nicht zuhause war) und einem kleinen Gastbruder, der allerdings nur einmal gesehen habe, da er wegen der Nähe zur Schule bei seinen Großeltern gewohnt hat. Also eigentlich war meine Gastfamilie nur meine Gastmutter, die wenn sie nicht gearbeitet hat, entweder vor dem Fernseher, in der Küche oder in der Kirche war. Leider habe ich so nicht viel von dem ghanaischen Familienleben mitbekommen.
Das wurde dann aber im Waisenhaus nachgeholt. Dort waren wir 4 Freiwillige und 24 Kinder. Unsere Aufgaben waren morgens hauptsächlich die kleinen zu unterhalten, mit ihnen zu singen, zu spielen und einfache Schreibübungen zu machen. Außerdem mussten wir in großen Waschschüsseln ihre Wäsche waschen und in Eimern Wasser vom Brunnen holen. Die Arbeit mit den Kindern hat immer sehr viel Spaß gemacht, solange, bis wieder die große Frage nach dem Geld kam. Die Direktorin von unserem Waisenhaus war fest davon überzeugt, dass Freiwillige dazu da sind, Geld zu bringen. Dass wir schon allein dafür bezahlen, dass wir herkommen, war ihr nicht bewusst. Man musste also lernen, auf seine Art damit umzugehen und das hat auch geklappt.
Ich bin jeden Tag erstmal ca. eine halbe Stunde zu meinem Waisenhaus gelaufen. Von 9 bis 13 Uhr und von 15 bis 17 Uhr haben wir dann gearbeitet. In unserer freien Zeit haben wir Märkte im eigenen oder im Nachbarort besucht, uns ausgeruht und gegessen. Das Essen in Ghana besteht viel aus Reis, Maisbrei, Bohnen, Kochbananen und Wurzeln wie Yam und Casava. Zu den meisten Gerichten gibt es eine scharfe Suppe/Soße, mit meistens kleinen Stückchen Fisch oder seltener Fleisch. Die Essen waren an sich wirklich lecker, aber irgendwann vermisst man Milch, Käse, richtiges Brot, Schokolade, Pommes, und all die europäischen Essen doch sehr. Auch wenn viele Freiwillige öfter mal krank waren, hatte ich eigentlich nur einmal Magenkrämpfe nach Bohnen und ansonsten war ich durchgehend gesund. Ich glaube, wenn man eine stabile Abwehr hat, dann wird man auch in Ghana nicht unbedingt krank ;) In unserem Ort waren wir 8 Freiwillige und wir hatten alle 2 Wochen ein Treffen mit unserer Mentorin, bei dem wir über mögliche Probleme sprechen konnten oder einfach gemütlich zusammen sitzen und trinken.
An den Wochenenden sind wir meistens verreist. Strecken, die in Deutschland 1 Stunde dauern würden, können dort zwar wegen der schlechten Straßen durchaus 4 Stunden dauern, aber die Fahrten waren immer schön und man durfte sich für eine Reise auch gerne Donnerstag und Freitag freinehmen.
Meine Hauptziele waren Cape Coast, die Sklavenburg in Elmina, der Kakum Nationalpark, und das Kulturzentrum in Kumasi. Diese Dinge sollte man sich meiner Meinung nach mal angeschaut haben, ebenso wie man mindestens einen Gottesdienst in einer Kirche nicht verpassen sollte. Es ist unbeschreiblich und zählt eindeutig zu den verrücktesten Dingen, die ich in meinem Leben je erlebt hab! Es wir gesungen, geschrien, geweint, getrommelt und getanzt.
Außerdem habe ich viele Wochenenden einfach entspannt am Strand verbracht, wo man in Touristengebieten als Obruni auch problemlos im Bikini baden kann!
Man sollte allerdings am besten in einer Gruppe zum Strand gehen, da sonst die ghanaischen Männer sehr aufdringlich werden können, was zwar nicht gefährlich, aber nervig ist.
Wo wir auch beim Thema Bekleidung wären: Unter der Woche und auf der Arbeit sollte man schon knielange Hosen und Tops mit etwas breiteren Trägern oder T-Shirts anziehen. Aber am Wochenende kann man durchaus in Röcken, die nicht über die Knie gehen oder kurzen Hosen (müssen ja nicht direkt Hotpants sein ;) ) rumlaufen. Zuhause und am Strand kann man eigentlich anziehen was man will. Auch wenn man wegen der Mosquitos helle Kleider mitnehmen soll, sollte man lieber keine weißen Sachen anziehen. Es liegt ein dauerhafter roter Staub in der Luft und das sieht man auf weißen Sachen sofort. Ich hab alle meine weißen Kleider sofort wieder in meinem Koffer vergraben. ;)
Alles in allem hatte ich wirklich eine wunderschöne Zeit in Ghana und es gab keinen Tag, an dem ich nichts Neues erlebt habe. Ich kann nur jedem empfehlen, auch einmal nach Afrika zu reisen, um eine völlig andere Kultur und Lebensweise kennen zu lernen.
Sandra
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