Ich kam, nach einer langen Reise und sehr müde in Edmonton an, wo meine Gasteltern mich mit einem typischen Eiscappuccino von Tim Hortons begrüssten. Sie nahmen mich sogleich in die Arme und dann zwischen sich und erklärten mir schon auf der Autofahrt zu der Farm, meinem nächsten Zuhause, vieles, während wir den endlos langen und schnurgeraden Highways und Roads durch Tannenwälder, Wiesen und Seen folgten.
Meine Gasteltern waren spontan, offen, gesprächig und lustig, sie hatten immer eine Story auf Lager und brachten mich zum Lachen! Ich war überrascht, dass der kanadische Humor für mich, die ich noch nie in Kanada und nur einmal in New York war, so leicht zu verstehen war…
Die Farm war wunderbar und ein Ort, an dem ich vier Wochen glücklich und in der Ruhe und im Frieden sein konnte. Abgelegen, der nächste Nachbar unsichtbar weit weg und umgeben von etwa 40 Alpacas, dem Hund, den Katzen und ausserhalb der Zäune Kojoten, Rehe und Hirsche, sogar Berglöwen, aber auch unendlich vielen, harmlosen, und doch etwas nervenraubenden Heuschrecken.
Ich erlebte einen kleinen Kulturschock, als mich das Essen, die Spontanität und die Bequemlichkeit etwas an die Bilderbuchamerikaner erinnerten. Sobald ich aber das erste Mal Campen war, meinen ersten Fisch gefangen und den ersten Blick auf die Rockies erhaschen konnte, verwandelte sich dieses kleine Unwohlsein in Gleichgültigkeit und eine Art Faszination!
Campen war gleich am ersten Wochenende angesagt, weil mein Gastvater noch Ferien hatte. So konnten wir drei Tage am grossen, stürmischen „Slave Lake“ verbringen, in einem alten Trailer auf dem Campingplatz zwischen Hunden, kleinen Kindern in Gummistiefeln und Fischerbooten!
Das Fischen macht Spass, ermöglicht ruhige, lange Gespräche mit den Gasteltern und lässt eine wunderbare, friedliche Stimmung in einem selbst und der umgebenden Natur aufkommen. Auf der Farm kümmerte ich mich tagtäglich mit meiner Gastmutter um die Alpacas, lernte ihnen, am Halfter zulaufen, die Beine zu geben, stillzustehen und ruhig zu bleiben, in jeglichen Situationen.
Morgens mussten die Tiere gezählt und die Wassereimer kontrolliert werden, die Katzen und der Hund mussten gefüttert sein und wenn es gegen Mittag zu ging, hatten wir meistens auch schon einige Karotten, Bohnen, Lattich und Kartoffeln aus dem Garten gezogen.
Wenn dann abends mein Gastvater von der Arbeit als Förster nachhause kam und etwas erzählt hatte, machten wir uns zu zweit auf, um mit den Quads um die Farm, durch dick und dünn, zu fahren.
Manchmal schauten wir zusammen Filme an oder spielten Brettspiele, was mich immer wieder zum Lachen brachte, da sie es unglaublich ernst nahmen! An meinem zweiten Wochenende unternahmen wir sogar einen Trip in die Rocky Mountains, besichtigten Banff und Jasper und konnten wunderschöne Natur und Tiere beobachten!
Die Strassen, lang und gerade, erstreckten sich vor uns und der Roadtrip war wunderschön, voller Freiheit, Berge, Wasserfällen, Flüssen, Seen und Gletscher.
Immer wieder erhielt ich zwischendurch auch mal die Möglichkeit, das Nachbarsstädtchen etwas auf eigene Faust zu erkundigen. Schnell stellte ich fest, dass es schwieriger war, nachmittags einen anständigen Cappuccino zu erhalten, als um drei Uhr die komplette Menuekarte oder ein Bier zu bestellen. Sie sparten weder mit Plastiksäcken im Supermarkt, noch mit freundlichen Begrüssungen und kleinen Smalltalks, auch wenn sich hinter mir eine Schlange Anstehender gebildet hatte. Freundlich und hilfsbereit, offen und spassig und offenbar im Durchschnitt zu 50% besser gelaunt als die Leute Europas fühlte ich mich in der Mitte der Kanadier immer gut aufgehoben und sehr wohl.
Ich lernte, etwas von meinem strikten Tagesplan, meinen Vorstellungen und meinem Streben, alles zu regeln, loszukommen und die Zeit, die Tage, die Stunden, so wie sie kommen und was auch passiert, anzunehmen und auch zu geniessen. Oft sagte ich mir selbst: Mach es wie sie es hier machen: Lass los, lass es auf dich zu kommen!
Und so stieg ich nach einem Monat in Alberta mit dem Gefühl aus dem Flugzeug, nicht nur mein Englisch verbessert zu haben, neue Leute kennengelernt und mich mit einer fremden, spannenden Kultur, welche sowohl mit dem Norden als auch mit dem Amerikanischen zu tun hat, auseinandergesetzt hatte, sondern auch mich selbst, meine Person und meine Lebensweise gründlich hinterfragt zu haben. Plötzlich wurde mir einiges klar. Plötzlich wusste ich etwas, was ich zuvor einfach angenommen hatte: Dass ich zu viel plane. Dass ich mir viele Sorgen mache und dass ich unendlich viel Kraft dadurch verliere, mein Leben strukturieren und verbessern zu wollen.
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